Mein Beitrag widmet sich der Darstellung eines morphologischen und lexikalischen Beziehungsnetzes, das der Bildung eines neuen Kompositionsmusters im Italienischen zugrunde liegt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet sich der Gebrauch von Verben wie radiotrasmettere ‚im Radio übertragen‘ oder videoregistrare ‚auf Video aufnehmen‘. Die meisten dieser Verbformen lassen sich durch Rückbildung erklären und betreffen Komposita, die durch ein Konfix und ein deverbales Nomen oder Adjektiv gebildet werden: videoregistrare ← videoregistratore ‚Videorekorder‘ / videoregistrato ‚auf Video aufgenommen‘. Andere Verben beruhen indes auf einer Konversion vom nominalen Kompositum mit Konfix zum Verb: z. B. fotocopia ‚Fotokopie‘ →fotocopiare ‚kopieren‘. Verbale Komposita wie capovolgere ‚kippen‘, manomettere ‚beschädigen‘ (aus dem Spätlateinischen stammend oder in den romanischen Sprachen im Mittelalter gebildet) sowie die im gegenwärtigen Sprachgebrauch zunehmenden Formen des Typs Konfix + Wort (idromassaggio ‚Wassermassage‘) bilden gemeinsam die Voraussetzung für den Übergang vom (mehr oder weniger sporadischen) Prozess der Rückbildung zur Entstehung eines Kompositionsmusters N + V → V. Komposita des Typs N + V → V unterscheiden sich von produktiven Wortbildungsmustern durch Kopfstellung und Kategorie (Komposita im Italienischen sind zumeist nominal und linksköpfig). Obwohl die Produktivität dieses neuen Kompositionsmusters durch die Verwendung von Konfixen als Erstkonstituenten eingeschränkt wird und die Komposita vornehmlich dem technisch-wissenschaftlichen Wortschatz angehören, nimmt ihre Anzahl sowie ihr Gebrauch in der italienischen Gegenwartssprache merklich zu.

Iacobini, C. (2013). Il tipo “videoregistrare”: da retroformazione all’emergere di un nuovo processo compositivo fondato su di un vecchio modello romanzo. In Joachim Born & Wolfgang Pöckl (a cura di), "Wenn die Ränder ins Zentrum drängen..." Außenseiter in der Wortbildung(sforschung) (pp. 189-212). Berlino : Frank & Timme.

Il tipo “videoregistrare”: da retroformazione all’emergere di un nuovo processo compositivo fondato su di un vecchio modello romanzo

IACOBINI, CLAUDIO
2013-01-01

Abstract

Mein Beitrag widmet sich der Darstellung eines morphologischen und lexikalischen Beziehungsnetzes, das der Bildung eines neuen Kompositionsmusters im Italienischen zugrunde liegt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbreitet sich der Gebrauch von Verben wie radiotrasmettere ‚im Radio übertragen‘ oder videoregistrare ‚auf Video aufnehmen‘. Die meisten dieser Verbformen lassen sich durch Rückbildung erklären und betreffen Komposita, die durch ein Konfix und ein deverbales Nomen oder Adjektiv gebildet werden: videoregistrare ← videoregistratore ‚Videorekorder‘ / videoregistrato ‚auf Video aufgenommen‘. Andere Verben beruhen indes auf einer Konversion vom nominalen Kompositum mit Konfix zum Verb: z. B. fotocopia ‚Fotokopie‘ →fotocopiare ‚kopieren‘. Verbale Komposita wie capovolgere ‚kippen‘, manomettere ‚beschädigen‘ (aus dem Spätlateinischen stammend oder in den romanischen Sprachen im Mittelalter gebildet) sowie die im gegenwärtigen Sprachgebrauch zunehmenden Formen des Typs Konfix + Wort (idromassaggio ‚Wassermassage‘) bilden gemeinsam die Voraussetzung für den Übergang vom (mehr oder weniger sporadischen) Prozess der Rückbildung zur Entstehung eines Kompositionsmusters N + V → V. Komposita des Typs N + V → V unterscheiden sich von produktiven Wortbildungsmustern durch Kopfstellung und Kategorie (Komposita im Italienischen sind zumeist nominal und linksköpfig). Obwohl die Produktivität dieses neuen Kompositionsmusters durch die Verwendung von Konfixen als Erstkonstituenten eingeschränkt wird und die Komposita vornehmlich dem technisch-wissenschaftlichen Wortschatz angehören, nimmt ihre Anzahl sowie ihr Gebrauch in der italienischen Gegenwartssprache merklich zu.
2013
9783865964496
Iacobini, C. (2013). Il tipo “videoregistrare”: da retroformazione all’emergere di un nuovo processo compositivo fondato su di un vecchio modello romanzo. In Joachim Born & Wolfgang Pöckl (a cura di), "Wenn die Ränder ins Zentrum drängen..." Außenseiter in der Wortbildung(sforschung) (pp. 189-212). Berlino : Frank & Timme.
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