Das Thema der Angst spielt in Herta Müllers Werk eine zentrale Rolle. Die selbst erlittenen staatlichen Repressionen und deren Auswirkungen werden verarbeitet in ihrem Schreiben, das sie in Anlehnung an Georges-Arthur Goldschmidt ausdrücklich als ,autofiktional‘ bezeichnet. Ausgehend von der Frage, ob Literatur, die Zeugnis geben will von den Verhältnissen des Alltags in einem diktatorisch regierten Land, heiter sein kann, wird dargestellt, wie unterschiedlich der Begriff Heiterkeit in den Collagen der Dichterin zum Tragen kommt. Gezeigt werden anhand ausgewählter Beispiele zum einen inhaltliche Aspekte, die mit dem Begriff der Heiterkeit assoziiert werden können. Deutlich zu Tage tritt dabei die Prekarität und Doppelbödigkeit vermeintlich heiterer Situationen, denn ein heiteres Glück existiert unter den gegebenen Bedingungen nicht wirklich, es wird nur lakonisch zitiert, vorgetäuscht und damit in seiner Bedeutung unterminiert. Untersucht wird zum anderen eine ästhetische Kategorie von Heiterkeit, die im spielerisch-kreativen Umgang mit der Sprache zum Tragen kommt. Angst wird in Reime oder Lieder umgeleitet, Vergleiche und Metaphern schaffen eigentümliche und bizarre Sinnverbindungen. In der Kombination des spielerisch heiteren sprachlichen Umgangs mit ernsten Inhalten steckt die sprachliche Raffinesse.
Weidenhiller, U.C. (2018). Angstbesetzt ist das Leben, Überleben ist die Kunst. Zum Begriff der Heiterkeit in Herta Müllers Collagen. GERMANICA, 63, 163-187.
Angstbesetzt ist das Leben, Überleben ist die Kunst. Zum Begriff der Heiterkeit in Herta Müllers Collagen
Weidenhiller
2018-01-01
Abstract
Das Thema der Angst spielt in Herta Müllers Werk eine zentrale Rolle. Die selbst erlittenen staatlichen Repressionen und deren Auswirkungen werden verarbeitet in ihrem Schreiben, das sie in Anlehnung an Georges-Arthur Goldschmidt ausdrücklich als ,autofiktional‘ bezeichnet. Ausgehend von der Frage, ob Literatur, die Zeugnis geben will von den Verhältnissen des Alltags in einem diktatorisch regierten Land, heiter sein kann, wird dargestellt, wie unterschiedlich der Begriff Heiterkeit in den Collagen der Dichterin zum Tragen kommt. Gezeigt werden anhand ausgewählter Beispiele zum einen inhaltliche Aspekte, die mit dem Begriff der Heiterkeit assoziiert werden können. Deutlich zu Tage tritt dabei die Prekarität und Doppelbödigkeit vermeintlich heiterer Situationen, denn ein heiteres Glück existiert unter den gegebenen Bedingungen nicht wirklich, es wird nur lakonisch zitiert, vorgetäuscht und damit in seiner Bedeutung unterminiert. Untersucht wird zum anderen eine ästhetische Kategorie von Heiterkeit, die im spielerisch-kreativen Umgang mit der Sprache zum Tragen kommt. Angst wird in Reime oder Lieder umgeleitet, Vergleiche und Metaphern schaffen eigentümliche und bizarre Sinnverbindungen. In der Kombination des spielerisch heiteren sprachlichen Umgangs mit ernsten Inhalten steckt die sprachliche Raffinesse.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.